Superschnelles Netzwerk von Riedel und Kalaam bringt Motorsport von der arabischen Halbinsel in die ganze Welt
Die Wirtschaft boomt im Nahen Osten, besonders in der Telekommunikation. Saudi-Arabien investiert in unzählige Bau- und Infrastrukturprojekte, während gleichzeitig die Bereiche Kultur, Tourismus und Sport enorm florieren. Das macht die Region zu einer absoluten Top-Destination für alle, von Radsportfans bis zu Musikbegeisterten.
Aber auch wenn die Potentiale riesig sind, stehen noch einige infrastrukturelle Hürden im Weg. So haben die großen, etablierten Telekommunikationsanbieter in der Region manche Schwierigkeiten mit lokalen Vorhaben. Es ist ein langer Weg hin zu Fully Unified Services, aber das Umfeld befindet sich schon im Wandel. Es wird zunehmend auf Partnerschaften gesetzt. Ein Musterbeispiel dafür ist die jüngste Zusammenarbeit zwischen Kalaam Carrier Solutions und dem deutschen Netzwerkanbieter RIEDEL Networks.
Aufbau eines permanenten regionalen Netzwerks
Eine der spannendsten Entwicklungen in der Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) ist die wachsende Begeisterung für Sport – insbesondere Motorsport, mit vier Rennen in der Golfregion im Jahr 2023 und mehreren Langstreckenrennen. RIEDEL Networks erbringt für die größten Rennserien schon seit 1993 die Ton-, Bild- und Datenübertragung von den einzelnen Rennstrecken an die Rennteams, deren Werke, die Organisation bzw. den Verband und die Host-Broadcaster. Mit einem eigenen Team von 20 Technikern kümmert sich Riedel um den Aufbau, die Betreuung und den Abbau der lokalen Systeme bei jedem einzelnen Saisonrennen. So erreichen die Veranstalter über Riedels Infrastruktur weltweit durchschnittlich 70,3 Millionen TV-Zuschauer pro Rennen und 443 Millionen unterschiedliche Zuschauer (Unique Viewers) im Jahr.
Riedel kooperiert bei Bedarf mit den etablierten regionalen und nationalen Netzbetreibern. Die große Nachfrage nach Motorsport in der MENA-Region ist eine riesige Chance für das Unternehmen und seine Partner. Mit einem erwarteten Wachstum von 8,7 % bis 2026 sind Sportveranstaltungen ein enormer wirtschaftlicher Faktor. So erreichte die FIFA-Weltmeisterschaft 2022 in Katar beispielsweise fast 5 Milliarden Zuschauer und brachte dem Land Einnahmen in Höhe von 1,56 Milliarden USD.
„Der Sport ist ein Motor für den Wandel in der Region“, so Julia Kirk, Manager of Special Bids and Projects bei RIEDEL Networks. „Diese Dynamik wollen wir nutzen, um unsere Präsenz und Kooperationen in der Region auszubauen und so für die Entwicklungen in den kommenden Jahren gerüstet zu sein.“
Für die vier Events der bekanntesten Rennserie und immer mehr WEC- und andere Rennen war eine entsprechende Infrastruktur notwendig. Das dafür erforderliche zuverlässige, ausfallsichere und schnelle Netzwerk mit lokaler und internationaler Konnektivität sollte von Riedel aufgebaut werden. Nicht zuletzt sollte das Netzwerk auch permanent sein, um die technische Komplexität zu senken und administrative Herausforderungen zu minimieren.
Die Suche nach einem Anbieter mit festen Wurzeln in der Golfregion
Jedes Premium-Sportevent erfordert eine enorm komplexe Telekom-Infrastruktur, um die weltweite Übertragung an Zuschauer und Fans sicherzustellen. Die dabei aufgebauten Ressourcen und Partnerschaften öffnen dann auch Türen für andere Konnektivitätsvorhaben. Für dieses Projekt nahm Riedel bestehende Anbieter unter die Lupe, die Verantwortung für das Netzwerk übernehmen könnten und nach Möglichkeit bereits über umfangreiche Kenntnisse zum örtlichen Betrieb und bewährten Verfahren verfügten. Das war keine einfache Aufgabe, aber Riedel wollte nicht das Rad neu erfinden müssen.
„Ich bevorzuge einfache Lösungen, die zuverlässig, gut zu reparieren und schnell zu realisieren sind“, erklärt Timo Siebel, Chief Technology Officer bei RIEDEL Networks. „Bei dieser potentiellen Partnerschaft sollte es aber um mehr als nur das technische Know-how gehen. Wir wünschten uns einen Partner, der auch unter Zeitdruck arbeiten kann, das Geschäft kennt und bei Problemen nicht nach Schuldigen sucht, sondern proaktiv an Lösungen arbeitet.“
Die Idealvorstellung war die eines einzigen Anbieters, der sämtliche Rennen in den Golfstaaten aus einer Hand abwickeln könnte, mit einer standardisierten Lösung für alle Orte und Events. Um diesen schnell zu finden, startete Riedel eine Ausschreibung für die Vernetzung der vier größten Rennstrecken der Region mit dem globalen Core-Netzwerk von Riedel bis zum Start der Saison im Februar 2023.
Zur selben Zeit suchte auch die Kalaam Telecom Group mit Sitz in Bahrain und 6 globalen Niederlassungen nach einer Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit RIEDEL Networks an einem regionalen Projekt. Die Kalaam Telecom Group ist ein führender Anbieter für digitale Lösungen und bietet Konnektivitäts-, Sprach- und Datenkommunikations-, Cloud-, Managed-Network-, Cybersicherheits-, IT- und Rechenzentrumslösungen. Eine der Kernkompetenzen der Kalaam Telecom Group sind Infrastrukturen für multinational tätige Unternehmen auf der arabischen Halbinsel zur Anbindung ihrer lokalen Präsenzen an das jeweilige globale Unternehmens-WAN, mitsamt 24/7-Service und -Support. Kalaam Carrier Solutions ist ein separater Markenauftritt der Kalaam Telecom Group und tritt gegenüber Netzbetreibern, Hyperscalern und Cloud-Content-Providern als Anbieter von maßgeschneiderten Lösungen auf. Mit der Vision, die globale Vernetzung der MENA-Region einfacher zu machen, stellt Kalaam Carrier Solutions als „Carrier für Carrier“-Infrastruktur für Telekommunikationsanbieter bereit, damit diese ihre Produkte und Dienstleistungen vertreiben können.
Kalaam Carrier Solutions war bereits zuvor als exklusiver Anbieter für mehrere Motorsport-Events aufgetreten. Das Engagement war dabei aber stets zeitlich begrenzt, denn die Netzwerk-Infrastruktur wurde immer erst in den Wochen vor der Veranstaltung aufgebaut und war nach dem Rennen wieder obsolet.
In diesem neuen Projekt würde der Carrier-für-Carrier die Gelegenheit haben, sich langfristig zu beweisen.
Eine fantastische Chance für beide Parteien
Riedel brauchte einen Partner, der die Region und den lokalen Markt kennt und schon Verbindungen zu den lokalen Netzbetreibern hat. Der Anbieter sollte sich geschickt in der lokalen Geschäftswelt und dem regulatorischen Umfeld bewegen können und in der Lage sein, Projekte frist- und budgetgerecht abzuschließen. Für diese und weitere Projektanforderungen hatte Kalaam Carrier Solutions genau das richtige Profil. Mit einem objektiven Blick auf die besonderen Gegebenheiten in der Region Naher Osten und Nordafrika trug der Anbieter dazu bei, bürokratische Hürden zu überwinden und die besten Infrastrukturlösungen unter Berücksichtigung aller lokalen, geografischen, ökonomischen und technischen Schwierigkeiten zu finden.
„Unser Ansatz ist eher unabhängig von bestimmten Netzbetreibern“, sagt Luthfur Khan, Senior Regional Director bei Kalaam Carrier Solutions. „Manche Eigenarten im Nahen Osten gibt es nur hier, und die versteht man nur, wenn man hier lebt. Wir achten immer sehr genau darauf, unseren Partnern die Vor- und Nachteile bestimmter Lösungen zu erläutern. Das kann dazu führen, dass wir zwischen 20 % und 70 % des Serviceumfangs bereitstellen können. Ziel ist jedoch immer, dem Kunden den bestmöglichen Service zu bieten.“
Das bestehende Netzwerk von Kalaam bietet bereits eine robuste Konnektivität zwischen der arabischen Halbinsel und dem Rest der Welt. So konnte das Unternehmen Riedel hervorragend dabei unterstützen, einen neuen Einwahlknoten (Präsenzpunkt, POP) in Manama (Bahrain) einzurichten, die Rennstrecken an diesen POP anzubinden und anschließend den Bahrainer POP mit den übrigen Einwahlknoten von Riedel in Marseille, Mailand und Singapur zu vernetzen. Die Anbindung der Rennstrecken an den neuen POP von Riedel in Bahrain läuft über verschiedene öffentliche und private Netzwerke in der Region. Die Expertise von Kalaam in Bezug auf die erforderliche Infrastruktur war dabei von unschätzbarem Wert, um diese großen Sportevents in Echtzeit weltweit übertragen zu können.
Mit seiner Erfahrung und Expertise war Kalaam der klare Favorit als Partner und wurde von Riedel eingeladen, sein Angebot zu präsentieren. Der aus einem technischen und einem kommerziellen Teil bestehende Vortrag hinterließ einen starken Eindruck bei Riedel.
„Wir wollten die große Chance nutzen, an einem Projekt mitzuarbeiten, das hunderte Millionen Menschen auf der ganzen Welt sehen werden“, so Ataullah Tisekar (genannt Ata), Assistant Director für Europa und Nordamerika bei Kalaam. Nach der technischen Präsentation bat Ata den CEO von RIEDEL Networks, Michael Martens, um seine Meinung. „Michael zögerte kurz. Gefühlt waren das die längsten fünf Sekunden meines Lebens. Aber dann sagte er: ‚Von allen möglichen Partnern seid ihr bisher die einzigen, die verstanden haben, was wir wirklich wollen.‘“
Das folgende, detaillierte Angebotsdokument von Kalaam deckte sämtliche Aspekte ab, die RIEDEL Networks wichtig waren.
Von null auf hundert – ein komplettes Netzwerk in drei Monaten
Das Vorhaben musste sehr schnell realisiert werden: Vom Zeitpunkt des Angebots von Kalaam im November 2022 bis zur erforderlichen Fertigstellung Mitte Februar blieben nur knapp drei Monate Zeit.
Kalaam handelte Abschlüsse mit lokalen Netzpartnern in den Golfstaaten aus, um die erforderliche Dichte und Bandbreite für den kurzfristigen Aufbau der Konnektivität für Ad-hoc-Projekte sicherzustellen. Dabei erwiesen sich die Rechenzentren des Unternehmens als ideale Startpunkte für die Riedel-Netzwerkknoten im Nahen Osten. Anschließend sorgte Kalaam für die Anbindung des Einwahlknotens im Nahen Osten an die Knoten von Riedel in Singapur, Mailand und Marseille über Unterseekabel und übergab die Kontrolle an Riedel.
„Zu den festen Werten von Kalaam zählt die vollständige Transparenz gegenüber allen Kunden und Partnern in der Region. Mit unserem engagierten Team von Fachexperten wollen wir herausragende Dienstleistungen erbringen, die eine optimale Customer Experience ermöglichen“, erklärt Veer Passi, Group CEO bei Kalaam.
Und das Team von Kalaam arbeitete wirklich rund um die Uhr, um den engen Zeitplan einzuhalten. Die Kalaam-Techniker befanden sich stets in engem Austausch mit dem Riedel-Projektleiter. Beispielhaft dafür sei eine 14-stündige Telefonkonferenz mit 20 Teilnehmern beider Teams genannt, darunter Veer Passi (Group CEO bei Kalaam), bei der alles von A bis Z geklärt wurde, damit die Tests vor dem Saisonstart auf dem Bahrain International Circuit beginnen konnten. Dank hoher Transparenz auf beiden Seiten konnten alle potenziellen Probleme, die das Projekt verzögern hätten können, rechtzeitig gelöst werden, sodass das Netzwerk termingerecht fertiggestellt wurde.
„Alle waren engagiert, alle waren erreichbar, und wir waren nahezu immer im Austausch miteinander, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und das gesamte Team, einschließlich der Techniker und des Projektmanagers von Riedel, war die ganze Zeit vor Ort. Es war ein Geben und Nehmen“, so Ata. „Wir hatten zwar schon etwas Erfahrung, aber nicht in diesem Maßstab. Es war ein einzigartiges Projekt.“
Dank des neuen Einwahlknotens (POP) in Bahrain und der Partnerschaft mit Kalaam Carrier Solutions war RIEDEL Networks in der Lage, die Möglichkeiten des optischen Übermittlungsnetzes KNOT vollständig zu nutzen und einige der bedeutendsten Nationen der MENA-Region zu erreichen. Damit ist Riedel in vier weiteren Ländern präsent: Saudi-Arabien (Riad), Kuwait (Kuwait City), Katar (Doha) und Vereinigte Arabische Emirate (Abu Dhabi und Dubai). Neben dem Zugang zu neuen Märkten im Segment Enterprise und Multinationale Unternehmen (MNU bzw. MNC) werden hierdurch auch eine Erhöhung der Zuverlässigkeit und geringere Kosten für die größten Motorsportevents in dieser Region erzielt. Anstelle des typischen Datenverkehrs über Paris oder London für die MENA-Region bietet die direkte Anbindung über den lokalen Einwahlknoten in Bahrain und die Knoten von Riedel in Singapur, Mailand und Marseille kürzeste Latenzzeiten, insbesondere für die bedeutendsten Motorsportrennen.
Kalaam und Riedel bauen Highspeed-Konnektivität für Motorsport und mehr auf
Schon in den ersten Wochen der Partnerschaft zeigte sich die Verlässlichkeit von Kalaam. Julia Kirk bestätigt das: „Die Leute bei Kalaam kommunizieren absolut transparent und offen, sprechen mögliche kritische Punkte frühzeitig an und arbeiten gemeinsam mit uns an Lösungen. Mögliche Bedenken oder Sorgen verflogen rasch, da ein großes Vertrauen herrscht und wir uns auf ihre Arbeit verlassen können.“
Die Zusammenarbeit von Kalaam Carrier Solutions und Riedel erstreckte sich über vier Premium-Rennen im Jahr 2023, und genau wie im Rennsport ging es auch hierbei um optimale Geschwindigkeit und das Feilen an technischen Details. Im Vergleich zu vorherigen Saisons ging die Anzahl der Problemmeldungen bei Riedel zurück. Anstelle der Entsendung europäischer Ingenieure für die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Anbietern im Nahen Osten wurden mögliche Probleme durch die örtlichen Teams von Kalaam gelöst. Riedel gelang es durch die direkte Kooperation mit Kalaam, den mühsamen Weg über bürokratische Hürden und im Umgang mit örtlichen Anbietern zu vermeiden.
Kalaam Carrier Solutions und RIEDEL Networks sind auf dem Weg, zahlreichen großen Sport-Veranstaltungsstätten in der Region On-Demand-Echtzeit-Services anbieten zu können, und wollen auch in Bezug auf andere Sport- und Medienveranstaltungen zusammenarbeiten. Es gibt nur ein Tempo: die Überholspur, und das ohne Raum für Fehler oder Verzögerungen. Heute sind die Rennteams in der Lage, mit den Fahrern zu kommunizieren, ihre Fahrzeugdaten in Echtzeit an die Mechaniker zu streamen sowie mit Broadcastern und Social Media direkt an der Rennstrecke zu interagieren – und das alles bei signifikant gesenkten Übertragungszeiten zwischen den Rennstrecken der Region und den Verwertern und den Rennteams. Riedel steht kurz vor Abschluss der von Kalaam vorgeschlagenen Stage-Two-Verbesserung, die die Umlaufzeit von Riedels POP in Mailand zum POP im Nahen Osten um 41 % von 120 auf 70 Millisekunden reduziert.
Das von Kalaam und Riedel aufgebaute, durch hohe Verfügbarkeit und niedrige Latenzen charakterisierte Netzwerk ist für Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit ausgelegt und wird die Faszination der größten Motorsportrennen aus den Golfstaaten in die Welt transportieren. Kalaam hofft, dass das gemeinsame Netzwerk zu einer generellen besseren Anbindung des Nahen Ostens an die restliche Welt führen wird und sich dadurch weitere Chancen außerhalb des Sports ergeben werden.
„Es ist ein laufender Prozess. Man kann sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Es gibt immer neue Ideen, für die man Wege finden muss. Und ich glaube, das gelingt uns zusammen mit Riedel sehr gut“, so Ata.