Ein sicheres Echtzeit-Netzwerk für Toyota Gazoo

Managed WAN im Motorsport John Steeghs

John Steeghs

Senior Manager Teammanagement und Logistik von Toyota Gazoo Racing, Europe

Die Kommunikation über längere Entfernungen hat sich von handgeschriebenen Briefen über das Telefon bis zur heutigen Welt der Videokonferenzen und Messenger-Apps entwickelt. Und jeder Schritt machte die Kommunikation einfacher und schneller. Aber trotz dieser Evolution kann es auch heute noch sehr komplex und herausfordernd sein, über weite Strecken zu kommunizieren.

So auch im Autorennsport: Um das gesamte Team zu vernetzen, ist eine robuste Backend-Kommunikation erforderlich. Die Fahrer kommunizieren während des Rennens über ihre Headsets per Funk mit zahlreichen Fachleuten und Technikern an der Rennstrecke. Für alle hinter den Kulissen, die im Bereich Konstruktion, Test und Mechanik tätig sind, ist die Kommunikation teils noch komplizierter, da sie für optimale Performance und Sicherheit auf Echtzeitdaten angewiesen sind.

Daten und Informationen, die innerhalb eines Teams in Echtzeit geteilt werden, können über Sieg oder Niederlage entscheiden. Nur wenn die Kommunikation stimmt, kann alles reibungslos und effizient ablaufen. Zugleich kann eine Störung der Kommunikation oder ein Problem bei Routineabläufen drastische Folgen für das Rennergebnis haben. Besonders deutlich wurde dies im Mai 2020, als das Team „Management and Logistics“ von Toyota Gazoo Racing Europe feststellen musste, wie disruptiv eine unerwartete globale Pandemie wirken kann.

Die Grundlagen des Rennsports, gelernt bei TPS

Es war 1997, als ich zu Toyota Production Systems (TPS) kam. Einige Jahre später begann ich, beim Projekt GT-One Le Mans mitzuarbeiten. Als das Projekt beendet war, entschloss sich Toyota, den Schritt in die Rennwelt der Formel 1 zu wagen. Von da an, Anfang der 2000er, war ich für die Fahrzeuglogistik zwischen den einzelnen Veranstaltungen verantwortlich.

Managed WAN im Motorsport mit RIEDEL Networks
Unser Ziel war es, die Automobilkonstruktion zu beschleunigen. Im Laufe der Jahre lernte ich enorm viel bei Toyota und bei TPS. Am Ende war es uns gelungen, die Konstruktionszeit von vier auf zwei Wochen zu verkürzen und zugleich den Gesamtprozess mit mehr involvierten Menschen besser zu koordinieren. Die Finanzkrise 2008 markierte einen Einschnitt, denn das Unternehmen nahm von der Rennszene Abschied und wandelte sich zu einem Profitcenter. Aber wir hatten den Rennsport weiterhin im Blut, sodass unsere Rückkehr nicht lange auf sich warten ließ.

Seit 2012 bauen wir bessere, schnellere und leistungsstärkere Autos. Heute helfe ich als Senior Manager des Teammanagement und Logistik dabei, eine robuste und fokussierte Kommunikation rund um die Rennstrecke zu gewährleisten, insbesondere für die renommierten 24 Stunden von Le Mans.

Plötzlich gestörte globale Kommunikation

Toyota ist ein multikulturelles, auf mehreren Kontinenten aktives Unternehmen. Einer unserer wichtigsten Standorte neben Japan ist Deutschland. In Köln entwerfen wir unsere Rennwagen mit dem Antriebsstrang-System (Motor und hybrides System), das vom Entwicklungszentrum in Higashi-Fuji (Japan) stammt. Dabei müssen unsere vielen Ingenieure, Mechaniker und Techniker in Japan und Deutschland regelmäßig und in Echtzeit mit den Kollegen im jeweils anderen Land kommunizieren. Daher war Toyota im März 2020, als die Welt durch Corona zum Stillstand kam, auf das Schlimmste gefasst.

Die Pandemie hat viele Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht. Wie gelang es Ihnen, Menschen weltweit zu vernetzen, als man nicht reisen konnte?

Als klar wurde, dass immer mehr Länder ihre Grenzen schließen würden, eilten viele Menschen in ihre Heimatländer zurück. Es folgten lange Monate im Lockdown, bevor die ersten internationalen Rennen wieder starteten, darunter die 24 Stunden von Le Mans. Wir konnten es kaum abwarten, wieder loszulegen, aber die Pandemie hatte großen internationalen Unternehmen wie Toyota eine Reihe neuer Probleme beschert. Einige unserer wirklich unverzichtbaren Mitarbeiter konnten Japan nicht verlassen. So mussten wir für unser gesamtes Rennteam ein neues Netzwerk aufbauen, welches stabil, zuverlässig und sicher ist – und das in weniger als vier Wochen.

Wir wollten ein grenzüberschreitendes Netzwerk einrichten, um einen bidirektionalen Datenaustausch in Echtzeit zu ermöglichen. Zudem wären unsere Teams direkt über Funk und Gegensprechanlage vernetzt. Alle Teammitglieder, die nicht vor Ort sind, sollten jederzeit direktes Feedback von den Fahrern und den Ingenieuren bekommen können, genau als säßen sie an der Strecke. Die Netzwerkverbindung sollte abgesichert sein, um unerwünschte Mithörer auszuschließen, absolut stabil, um eine konstante Live-Datenübertragung zu garantieren, und besonders leistungsstark. So sollten alle Voraussetzungen für den Erfolg gegeben sein.

Wir benötigten also ein neues Kommunikationsprotokoll, und das sehr schnell. Dafür wandten wir uns an einen Anbieter mit dem entsprechenden Renommee: Riedel Networks.

Innovative Kommunikationslösungen mit Riedel Networks

Toyota hatte bereits mehrere Jahre zuvor Kontakt mit Riedel Networks. Der Autohersteller benötigte damals eine Netzwerkverbindung, die die ganze Rennstrecke abdeckt und auch von anderen Autobauern nutzbar wäre. Als jedoch klar wurde, dass sich andere Hersteller nicht mehr an unserer Rennserie beteiligen würden, wurde das Projekt nicht weiter verfolgt. So wussten wir aber, dass Riedel ein zuverlässiger Partner ist, und nahmen erneut Kontakt auf. Es sollte Riedel Networks sein, die uns beim Aufbau eines neuen Netzwerks im Zuge der Corona-Pandemie unterstützen.

Erster Punkt auf dem Plan: der Entwurf eines Netzwerks für unsere weltweiten Mitarbeiter. Man könnte denken, wo ist das Problem? Eine Verbindung über das Internet und fertig. Aber so einfach war es nicht, denn Toyota hatte und hat hohe Sicherheitsanforderungen. Einfach so mal neue Geräte hinzufügen, war also keine Option.

Dazu kamen noch die strengen Sicherheitsvorgaben unserer eigenen IT-Abteilung in Bezug auf Internetprotokolle. Und die Sicherheitsrichtlinien der Toyota Motor Corporation erforderten sogar ein noch höheres Netzwerk-Sicherheitsniveau: Es waren grundsätzlich keinerlei externen Verbindungen erlaubt. Wir brauchten also etwas komplett Neues.

Unsere zweite Anforderung war ein 24/7-Support. Nach der Einrichtung des neuen Kommunikationssystems sollte dieses noch präzise eingestellt werden, indem Daten von diversen Geräten und Diensten abgerufen und dedizierte Netzwerkprogramme auf speziellen PCs installiert werden. Dies musste ähnlich wie bei einem VPN-Tunnel erfolgen, wozu umfassende Arbeiten im Backend nötig waren, und ein starker, immer erreichbarer Support.

Ganz offensichtlich hatten wir hohe Anforderungen, aber Riedel war dieser Herausforderung gewachsen. Ihre Techniker entwickelten in wenigen Wochen eine Lösung, die unsere Erwartungen weit übertraf. Auch in der Installationsphase war Riedel ein verlässlicher Partner, der uns bei allen Problemen und Schwierigkeiten sofort zur Seite stand und unserem globalen, multikulturellen Team rund um die Uhr Support bot und immer noch bietet.

Im Zuge der Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans kümmerte sich Riedel um die Netzwerkverbindungen an der Rennstrecke und koordinierte sämtliche Einstellungen vor Ort in Japan. Nachdem die High-Tech-Geräte eingetroffen waren, nahm das Team alle erforderlichen Tests und Feinabstimmungen vor. Trotz des engen Zeitplans lief das gesamte System von Beginn an einwandfrei und ermöglichte unseren Fahrern und Technikern eine klare, einfache Kommunikation auf und abseits der Rennstrecke. Am Ende stand ein Sieg für Toyota – nicht zuletzt auch durch uns in der IT.

Mit in Echtzeit verfügbaren Daten und Informationen können Führungskräfte sicherstellen, dass ihr Team bereit ist, egal wo es sich befindet.

Die Zukunft von Riedel und Toyota

Der Nutzen der Netzwerklösung von Riedel ist nicht hoch genug zu bewerten. Mittlerweile ist die Technologie in zahlreichen Rennen zum Einsatz gekommen und hat sich hervorragend bewährt. Da die globale Pandemie noch immer nicht zu Ende ist, profitieren wir davon, dass wir weiterhin die Kapazitäten ganz nach Bedarf erweitern oder verkleinern können. Und jetzt ist das gesamte Toyota-Gazoo-Team auch auf alle unerwarteten Ereignisse vorbereitet, die unsere Mitarbeiter auf der ganzen Welt treffen könnten.

Mit RIEDEL Networks in die Zukunft

Wir nutzen unser neues Netzwerk auch für andere Zwecke, zum Beispiel zur frühzeitigen Kommunikation mit neuen Teammitgliedern vor einem anstehenden Event, um die Onboarding-Dauer zu verkürzen. Mit in Echtzeit verfügbaren Daten und Informationen können wir sicherstellen, dass unser Team bereit ist, egal wo es sich befindet. Mit dem gesamten Prozess sind wir einfach schneller unterwegs.

Mit dem richtigen Partner im Geschäft – und im Leben – sind auch die größten Hindernisse überwindbar. Riedel hat sich als der richtige Partner erwiesen, nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch für alle unterstützenden Prozesse. Die Gewissheit, ein verlässliches Netzwerk und einen zuverlässigen Partner zu haben, sind für mich unbezahlbar. Ich freue mich darauf, mit ihnen an einer Funklösung für Rennwagen in anderen Wettbewerbsbereichen zusammenzuarbeiten.

Wir von Toyota Gazoo sagen uns oft: „Just never give up.“ Egal was passiert oder wie schwierig es ist, wir geben nicht auf. Die 24 Stunden von Le Mans verpassen? Das stand nie zur Debatte, und so fanden wir den richtigen Partner für die richtige Lösung. Und schon nach vier sehr kurzen Wochen war sie Realität